M 5.2 Auswahl einer geeigneten Netz-Topographie

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Verantwortlich für Umsetzung: Netzplaner, Leiter Haustechnik

Unter der Topographie eines Netzes wird die rein physikalische Struktur eines Netzes in Form der Kabelführung verstanden. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der Netz-Topologie um die logische Struktur eines Netzes. Die Topographie und Topologie eines Netes sind nicht notwendig identisch. Die Topographie orientiert sich naturgemäß fast immer an den räumlichen Verhältnissen, unter denen das Netz aufgebaut wird. Dies sind u.a.:

Nachfolgend werden die Vor- und Nachteile möglicher Topographien aufgeführt. Weitere denkbare Topographien, die an dieser Stelle nicht genannt sind, können als Spezialfall der betrachteten Strukturen aufgefaßt werden.

Im allgemeinen können zwei Grundformen unterschieden werden: der Stern und der Bus. Daraus lassen sich als Erweiterungen aus dem Stern eine baumförmige Struktur und aus dem Bus eine ringförmige Struktur ableiten. Diese vier Formen werden im folgenden kurz dargestellt:

Stern

Bei einem Stern sind alle Teilnehmer des Netzes über eine dedizierte Leitung mit einem zentralen Knoten verbunden. Die häufig anzutreffende Token-Ring-Architektur wird topographisch als Stern verkabelt, bildet topologisch jedoch einen Ring.

Die Vorteile:

Die Nachteile:

Baum

Eine Baumstruktur entsteht durch die Verbindung mehrerer Sterne. In diesem Fall werden die Netzteilnehmer zu Gruppen zusammengefaßt, die an dezentrale Netzknoten sternförmig angeschlossen werden. Diese dezentralen Netzknoten sind wiederum über eine Leitung oder mehrere dedizierte Leitungen miteinander verbunden. Unter Umständen werden auch alle dezentralen Netzknoten an einem zentralen Netzknoten zusammengeführt.

Die Vorteile:

Die Nachteile:

Bus

Bei einem Bus werden alle Netzteilnehmer an eine gemeinsame Leitung angeschlossen. Dies geschieht im allgemeinen durch ein zentrales Kabel, an das mit Stichleitungen die einzelnen Teilnehmer angebunden werden.

Die Vorteile:

Die Nachteile:

Ring

Der Ring ist aus topographischer Sicht ein Bus, dessen beide Enden miteinander verbunden sind. Eine Sonderform des Rings besteht in der doppelten Ausführung als Doppelring, wie sie z. B. bei FDDI Verwendung findet.

Die Vorteile:

Die Nachteile:

Collapsed und Distributed Backbone

Ein Collapsed Backbone ist eine spezielle Ausprägung eines Netzknotens, der innerhalb seiner Backplane (eine lokale Hochgeschwindigkeitsverbindung innerhalb eines Gerätes) eine der o. g. Strukturen oder eine Mischform daraus realisiert. Bei einem Collapsed Backbone werden alle Kabel zentral zu einem Netzknoten geführt, so daß es sich im Prinzip um eine Sternverkabelung handelt. Innerhalb des Netzknotens können nun die unterschiedlichsten Strukturen unterstützt werden. So werden beispielsweise bei einer Baumstruktur die nötigen Verbindungswege zwischen den dezentralen Sternen durch sehr kurze Verbindungen innerhalb des Netzknotens realisiert.

Die Vorteile:

Nachteile:

Bei einem Distributed Backbone sind die einzelnen Netzkomponenten, die zum Backbone gehören, räumlich verteilt und werden durch die normale Netzinfrastruktur gekoppelt. Topographische Bäume werden beispielsweise im allgemeinen durch einen Distributed Backbone realisiert.

Bei der Auswahl einer geeigneten Netztopographie kann, wie bereits eingangs erwähnt, keine allgemeingültige Empfehlung gegeben werden. Solch eine Entscheidung wird u. a. immer stark durch bauliche Gegebenheiten beeinflußt. Allgemein üblich ist heute bei Neuinstallationen eine strukturierte Verkabelung in Stern- oder Baumform. Hierbei ist es sinnvoll, im Backbone-Bereich (Primär- und Sekundärbereich) Lichtwellenleiter und für die Etagenverkabelung (Tertiärbereich) Twisted-Pair-Kabel mind. der Kategorie 5 zu verwenden. Mit Primärbereich wird dabei der Bereich der Kabelführung, der Gebäude miteinander verbindet, bezeichnet und mit Sekundärbereich die Verkabelung zur Verbindung der aktiven Netzkomponenten einzelner Abschnitte innerhalb eines Gebäudes (z. B. zur Verbindung von Stockwerken).

Die Wahl dieser Medien für die einzelnen Bereiche gewährleistet aus heutiger Sicht eine zukunftssichere Verkabelung, die auch höheren Bandbreitenanforderungen v. a. im Backbone-Bereich gerecht wird. Im Einzelfall ist jedoch auch zu prüfen, ob es sinnvoll oder notwendig ist, eine Mischform aus Stern- und Ringverkabelung zu installieren. Hier bietet sich häufig die Möglichkeit, die Primärverkabelung zwischen Gebäuden als FDDI-Doppelring und die Sekundär- und Tertiärverkabelung wie o. g. als Stern- oder Baum auszuführen.


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