M 4.49 Absicherung des Boot-Vorgangs für ein Windows NT System
Verantwortlich für Initiierung: Leiter IT, IT-Sicherheitsmanagement
Verantwortlich für Umsetzung: Administrator
Windows NT kann nur dann sicher betrieben werden, wenn vom Systemstart an
gewährleistet ist, daß eine geschlossene Sicherheitsumgebung aufgebaut wird,
also daß keine Wege an den Sicherheitsfunktionen des Betriebssystems vorbei
bestehen. Dies erfordert, daß sich alle durch Windows NT schützbaren Ressourcen
unter der Kontrolle des Betriebssystems befinden und daß es auch keine
Möglichkeit gibt, fremde Systeme oder offene Systemumgebungen zu starten, die
den durch Windows NT gebotenen Schutz unterlaufen können. Dazu sind die
folgenden Aspekte zu beachten:
- Alle vorhandenen Festplattenpartitionen müssen mit dem Dateisystem NTFS
formatiert sein. Partitionen, die mit den Dateisystemen FAT, VFAT oder HPFS
formatiert sind, können nicht gegen Zugriffe der Benutzer geschützt werden.
Dies bedeutet einerseits, daß die auf ihnen abgelegten Daten beliebigen
Zugriffen aller Benutzer ausgesetzt sind, und andererseits können diese
Partitionen zum unkontrollierten Datenaustausch zwischen Benutzern mißbraucht
werden.
- Ein ähnliches Risiko stellen Diskettenlaufwerke dar, da Disketten unter
Windows NT nur mit dem Dateisystem FAT bzw. VFAT formatiert werden können. Aus
diesem Grund sind Diskettenlaufwerke an allen Rechnern, die nicht unter
strikter physischer Kontrolle stehen, grundsätzlich durch den Einbau von
Diskettenschlössern zu sperren (siehe M 4.4 Verschluß
der Diskettenlaufwerkschächte ). Auf Windows NT Clients können auch die
Diskettenlaufwerke durch Deaktivieren über die Systemsteuerungsoption "
Geräte " , Gerät Floppy", die Diskettenlaufwerke für unprivilegierte
Benutzer außer Betrieb gesetzt werden. Hiervon sollte auf Windwos NT-Servern
abgesehen werden (siehe hierzu M 4.52 Geräteschutz
uter Windows NT).
- Verfügt der Rechner über ein offenes Diskettenlaufwerk oder ist es möglich,
von einem vorhandenen CD-ROM-Laufwerk zu booten, so besteht die Gefahr, daß der
Rechner mit einem anderen Betriebssystem als Windows NT gestartet wird. Die
gleiche Gefährdung ergibt sich, wenn auf einer lokalen Festplatte andere
Betriebssysteme installiert sind. Dann kann der Anwender mit verschiedenen
Programmen die Sicherheitsmechanismen von Windows NT umgehen. Inzwischen gibt
es mehrere Programme, mit denen man Dateien, die unter NTFS geschützt sind, von
einer DOS-Umgebung oder einer Linux-Umgebung lesen und z. T. auch ändern kann.
Sowohl unter dem Betriebssystem MS-DOS als auch unter dem Betriebssystem Linux
werden die vom Dateisystem NTFS gesetzten Sicherheitsattribute ignoriert. Der
Anwender hat daher von MS-DOS bzw. von Linux aus Zugriff auf alle Dateien des
Rechners. Aus diesem Grund dürfen neben Windows NT keine weiteren
Betriebssysteme auf der Festplatte installiert sein. Außerdem ist der
Boot-Vorgang durch eine mit einem BIOS-Paßwort geschützte Einstellung des BIOS
so abzusichern, daß das System nicht von einem eventuell vorhandenen
Diskettenlaufwerk oder von einem CD-ROM-Laufwerk aus gestartet werden kann
(siehe M 4.1 Paßwortschutz für PC und Server
).
- Im Rahmen einer Neuinstallation von Windows NT hat man die Möglichkeit, die
bestehende Installation des Betriebssystems zu aktualisieren oder eine neue
Version parallel zu installieren. Bei der parallelen Installation wird die
bestehende Dateistruktur nicht verändert, doch wird das vordefinierte
Administratorkonto mit einem neuen Paßwort neu angelegt. Dieser "neue"
Administrator hat dann vollen Zugriff auf alle Ressourcen des Rechners und
damit auch auf alle Daten und Programme. Um diese Möglichkeit der
Neuinstallation zu verhindern, dürfen Anwender nicht in der Lage sein, die
Datei BOOT.INI im Wurzelverzeichnis der ersten Platte zu verändern
(siehe M 4.53 Restriktive Vergabe von Zugriffsrechten
auf Dateien und Verzeichnisse unter Windows NT ).
- Mit Hilfe der Installationsprogramme kann auch eine Notfalldiskette (siehe
M 6.42 Erstellung von Rettungsdisketten für Windows
NT ) erzeugt und mit dieser dann eine Systemrekonstruktion durchgeführt
werden. Dabei wird der Zugriffsschutz der NTFS-Partition des Betriebssystems
aufgehoben. Es ist aus diesem Grund unbedingt erforderlich, die
Installationsprogramme, eine eventuell schon vorhandene Notfalldiskette und die
Setup-Disketten so zu verwahren, daß sie gegen unbefugten Zugriff geschützt
sind. Schutz gegen diese spezifische Bedrohung bietet auch die Sicherung der
Diskettenlaufwerke durch Laufwerksschlösser (siehe M 4.4
Verschluß der Diskettenlaufwerkschächte ) und die Absicherung des
Boot-Vorgangs durch die entsprechende Einstellung des BIOS (s. o.).
Unter Windows NT ist das Anmelden auf dem Server nur für Benutzer möglich,
denen das Benutzerrecht " Lokale Anmeldung " gegeben wurde. Diese
Benutzer sind auf die ihnen zugewiesenen Rechte und Berechtigungen
eingeschränkt. Um einen Mißbrauch der Möglichkeiten zum Anmelden auf dem Server
zu vermeiden, sind die Benutzerrechte und die Zuordnungen zu Benutzergruppen
entsprechend restriktiv vorzusehen (siehe Maßnahmen M
2.93 Planung des Windows NT Netzes und M 4.50
Strukturierte Systemverwaltung unter Windows NT ).
Ergänzende Kontrollfragen:
- Wird die Sicherung eventuell vorhandener Diskettenlaufwerke regelmäßig
überprüft?
- Wird regelmäßig überprüft, daß keine parallele Installation eines anderen
Betriebssystems vorhanden ist?
- Wird regelmäßig die BIOS-Einstellungen, die ein Booten von anderen Medien
als der Festplatte verhindern, überprüft?
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